Arbeitlos oder Patchwork-Lebenslauf
Chancen von Arbeitslosen auf einen Job
Untersuchungen belegen, dass Arbeitslose in Abhängigkeit von der Dauer ihrer Arbeitslosigkeit generell seltener eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch erhalten.Arbeitslosigkeit und Bewerbung
Wenn man über einen längeren Zeitraum arbeitslos war, stellt sich die Frage, was man in seinen Lebenslauf schreiben soll. Prinzipiell hat man nur zwei Möglichkeiten: Man lässt diesen Zeitraum im Lebenslauf aus und hofft dass es vielleicht nicht auffällt oder man steht dazu. Keinesfalls sollte man an irgendwelchen Jahreszahlen manipulieren, d.h. aus Arbeitslosigkeit fälschlicherweise eine Arbeitstätigkeit machen, denn das ist Betrug. Meistens ist es am Besten - vor allem auch bei andauernder Arbeitslosigkeit - offen und offensiv mit der Situation umzugehen. Ein gute Formulierung wenn man sich aus der Arbeitslosigkeit heraus bewirbt, wäre beispielsweise: "Da mein letzten Arbeitgeber ... im großen Umfang Stellen abgebaut hatte, kann ich Ihnen sofort zur Verfügung stehen." oder "Aufgrund einer betriebsbedingten Kündigung, orientiere ich mich zur Zeit neu und stehe Ihnen deshalb sofort zur Verfügung."Ähnlich kann man auch im Lebenslauf vorgehen. Statt "Januar bis Juni ...: arbeitslos" könnte man besser schreiben "Januar bis Juni ...: berufliche Neuorientierung mit dem Ziel einer neuen Stelle im Bereich ..." Besonders gut macht sich hier auch, wenn man für diesen Zeitraum auf private Weiterbildungsmaßnahmen verweisen kann.
Keine Rücksicht auf Versager
Im 6. Band seiner Untersuchung "Deutsche Zustände" stellt der Bielefelder Soziologe Wilhelm Heitmeyer
fest, dass die Abwertung von Langzeitarbeitlosen in Deutschland wächst. In einem Interview am 13.12.2007 in der
Tagesschau (ARD)
sagte er dazu "Wir machen die gesellschaftliche Beobachtung, dass zum Teil auch politische Eliten bis in die
Talkshows hinein diese Gruppe in den Fokus der Abwertung ziehen."
In seiner Untersuchung kommt er zu dem Schluss: "Fast die Hälfte der Befragten stimmt der Aussage zu, dass die meisten Langzeitarbeitslosen nicht wirklich daran interessiert seien, eine Arbeit zu finden. Etwa die gleiche Anzahl gab an, es gebe "Dinge, die wichtiger sind als Beziehungen zu anderen". Etwa ein Drittel stimmt der Aussage zu, die Gesellschaft könne sich wenig nützliche Menschen und menschliche Fehler nicht mehr leisten. Rund 40 Prozent sind der Ansicht, es werde zuviel Rücksicht auf Versager genommen. 25 Prozent finden, dass "moralisches Verhalten ein Luxus ist, den wir uns nicht mehr leisten können."
tagesschau.de, 13.12.2009
Ursache für die Diskriminierung
Felix Oberholzer-Gee, Harvard Business School, veröffentliche im Januar 2001 einen Artikel mit dem Titel "Do Firms Discriminate Against the Unemployed? A Field Experiment" (Diskriminieren Firmen Arbeitslose? Eine Feldstudie). Er bot einer kleinen Zahl von Arbeitern in den USA und in der Schweiz an, ihre Bewerbung für sie durchzuführen. Er verschickte ihre Lebensläufe an Firmen, die offene Jobs in der lokalen Presse anboten. Jede Firma erhielt jeweils zwei Bewerbungen, d.h. eine von einer arbeitslosen Person und eine von einer in Beschäftigung stehenden Person. Oberholzer-Gee fand heraus, dass besonders Firmen in der Schweiz Langzeitarbeitslose diskriminierten. Eine Person, die zweieinhalb Jahre arbeitslos war hatte eine um 45 % geringere Chance einen Jib zu erhalten als eine beschäftige Person. Nach einer Zeitdauer von über 30 Monaten macht es nach Oberholzer-Gee nicht mehr viel Sinn sich zu bewerben. (Vielleicht doch, denken wir, wenn Sie alle Hilfen und Tipps auf unserer Webseite beherzigen.) Interessanterweise stehe die Ergebnisse vom amerikanischen Markt in striktem Gegensatz zum schweizerischen Arbeitsmarkt. In den USA gab es nach dieser Studie um zum Interview zu gelangen keinerlei Diskriminierung von Langzeitarbeitslosen und das sogar unabhängig von der Dauer ihrer Arbeitslosigkeit.Gründe für die andauernde Diskriminierung von Arbeitslosen:
- "Faulheitsdebatten" in Massenmedien, meistens angestoßen von Politikern und Parteien in Wahlkampf-Zeiten.
- Sündenböcke
Sie dienen in doppelter Hinsicht als Sündenböcke: Einzelne Arbeitnehmer, die mit ihrem eigenen Job unzufrieden sind, schieben dies den Arbeitslosen in die Schuhe. Politiker kaschieren ihre eigenen Fehler und ihr eigenes Versagen in der Behauptung, dass ihre Maßnahmen nicht greifen konnten, weil ein Teil (suggeriert wird meist "der größte Teil") der Arbeitslosen arbeitsunwillig (also faul) sei. - Natürlich kann man nicht leugnen, dass es arbeitsunwillige (oder auch arbeitsunfähige) Arbeitslose gibt. Aber es ist eine bewusste Irreführung der Bevölkerung, wenn Politiker aus einzelnen Fällen auf die Gesamtheit der Arbeitslosen schließen. ODer liegt es nur im allgemeinen Unvermögen mit der Statistik umzugehen. Siehe dazu auch "Lügen mit Statistik. Dort findet sich auch ein Artikel über die kontinuierlich Manipulationen der Arbeitslosenstatistik mit dem Untertitel "Schönferberei einer grausamen Wirklichkeit".